Im Gespräch mit donau-linz.at erzählt der 34-jährige u.a über die sehr gut gelungene Integration der Neuzugänge, welche Tabellenposition am Ende der Saison realitisch ist und wie sich das Team seit seinem Antreten vor zwei Jahren entwickelt hat.
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donau-linz.at: Du hast mit Deiner Mannschaft eine äußerst erfolgreiche Herbstsaison hinter Dir. Wie fällt dein Fazit aus?
Andreas Gahleitner: Mann muss der Mannschaft für den Herbst echt ein Lob aussprechen. Die Jungs waren sehr diszipliniert und siegeshungrig. Diese Mentalität hat mir echt gut gefallen und spiegelt die zehn Siege wider. Wir haben uns vorgenommen, weniger Tore zu bekommen und generell stabiler in unseren Leistungen zu werden. Ich denke, dass und das mit nur 15 Gegentoren in 15 Spielen und 30 Punkten großteils gelungen ist. Vergessen sollte man dabei nicht, dass die Mannschaft erneut verjüngt worden ist und gestandene Spieler ersetzt werden mussten. Die fehlende Routine erklärt vielleicht auch, dass nach dem guten Start eine Schwächeperiode folgte.
donau-linz.at: Die ASKÖ DONAU Linz ist ja eigentlich als "Frühjahrsmannschaft" bekannt. Nun dieser tolle Herbst. Wie ist das zu erklären?
Andreas Gahleitner: Ich habe schon mehrmals betont, dass ich von Statistiken und Weisheiten aus der Vergangenheit nur wenig halte! Die jetzige Mannschaft ist selbst mit der letztjährigen nicht zu vergleichen. Wir haben nun viele neue Spieler mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen. Jeder einzelne beeinflusst die Truppe im Positiven wie im Negativen. Wie wir im Frühjahr auftreten werden, liegt einzig und allein an uns und unserer Einstellung! Und nicht, ob Donau in den Jahren zuvor im Frühjahr mehr Punkte gemacht hat, als im Herbst. Es ist schon ein Unterschied, ob ich 20 oder 30 Punkte toppen will. Es wird definitiv eine riesige Herausforderung an den Herbst anzuschließen.
donau-linz.at: Was dürfen die Fans in der Rückrunde erwarten? Welcher Tabellenplatz ist am Ende der Saison realistisch?
Andreas Gahleitner: Ich wünsche mir eine realistische Einschätzung von meinen Spielern, den Fans und dem gesamten Verein. Ich denke, dass uns vor der Saison nur wenige einen Platz ganz vorne in der Tabelle zugetraut haben. Dass sollten wir nicht vergessen. Die Gefahr besteht darin, dass wir glauben schon weiter zu sein als wir es sind! Dann kommt dazu, dass sich Hertha Wels und ASKÖ Oedt massiv verstärkt haben und uns zusätzlich sicher keine Mannschaft mehr auch nur im Ansatz unterschätzt. Die 30-Punkte-Marke aus dem Herbst erneut zu erreichen ist somit im Frühjahr um ein vielfaches schwieriger! Wenn die Mannschaft allerdings versteht, dass sie sich jeden einzelnen Punkt wieder hart erarbeiten und vom Siegeswillen noch einem draufsetzen muss, dann ist vieles möglich! In der Mannschaft steckt unglaubliches Potenzia! Wenn wir es schaffen Demut, Selbstvertrauen und Motivation richtig zu dosieren, sollte ein Top-4-Platz möglich sein! Beeinflusst werden kann eine Endplatzierung natürlich auch von Verletzungen. Aktuell haben wir zum Glück alle Spieler an Bord, was vorrangig unserem Masseur Hansi Breitschopf zu verdanken ist.
donau-linz.at: Mit Toni Mestrovic und Edvin Orascanin sind wieder zwei sehr junge dazu gestoßen. Was können wir von ihnen erwarten?
Andreas Gahleitner: Beide Spieler passen perfekt zu uns, da sie ein riesiges Potenzial besitzen und zusätzlich eine Donau-Vergangenheit haben. Toni hat sich bisher super in die Mannschaft eingefügt und auch in den Testspielen ordentliche Leistungen gezeigt. Man darf allerdings nicht vergessen, dass er im Jänner erst 17 Jahre alt geworden ist. Daher sollten wir ihm auch die nötige Zeit geben und ihn nicht zu sehr unter Druck setzen. Wenn Toni so weiter macht wie bisher, traue ich ihm einiges zu! Edi befindet sich zurzeit in einer schwierigen Situation. Bei ihm ist es immer bergauf gegangen. Zuerst die Linzer Akademie, dann die AKA bei Rapid mit Einberufungen ins österreichische U-18 Nationalteam, dann die Amateute von Rapid in der Regionalliga Ost und zuletzt die Erste Liga beim Floridsdorfer AC. Einerseits ist von unserer Seite die Erwartungshaltung riesig, auf der anderen Seite muss Edi verstehen, dass es hier keinesfalls einfach ist, als in Wien. Von seiner Vergangenheit kann er sich Hier und Jetzt nichts kaufen. Du musst dich im Fußball immer und immer wieder neu beweisen. Lasst du einmal nur ein bisschen nach, stagniert deine Leistung bzw. kommt der Rückschritt. Das gilt im Übrigen für uns alle! Edi ist jedoch ein brillanter Fußballer, wir werden noch viel Freude mit ihm haben!
donau-linz.at: Du bist seit Jänner 2015 im Verein als Trainer tätig. Wo siehst du die größte Entwicklung in den letzten zwei Jahren?
Andreas Gahleitner: Ich sehe die größte Entwicklung in unserer Variabilität als Mannschaft. Bei dieser Frage fällt mir gleich eine Situation vom Beginn meiner Trainertätigkeit bei Donau ein. Die Mannschaft war es von Scheibi (Gerald Scheiblehner Anm. d. Red.) gewohnt immer agressiv nach vor zu pressen. Man muss dazu sagen, dass sie das auch sehr gut gemacht hat. Allerdings ist mir aufgefallen, dass sie es nicht 90 Minuten durchhielten. Irgendwann ging Ihnen die Kraft aus, oder in den entscheidenden Situationen fehlte die Entschlossenheit. Daher wollte ich, dass wir in gewissen Phasen Angriffspressing spielen und in anderen Phasen uns leicht zurückfallen lassen, eng im Block stehen, um uns so für die nächste Pressingphase zu erholen. In diesen Phasen bekamen wir jedoch zu Beginn viele Gegentore und waren meistens nicht gut im Zweikampf. Ein paar Spieler sind nach einiger Zeit zu mir gekommen und haben gesagt, dass sie das "Nichtdraufpressen" einfach nicht können bzw. noch nie gekonnt haben und hatten damit auch recht! Beinahe zwei Jahre später kann ich voller Stolz sagen, dass wir speziell in diesem Bereich riesige Fortschritte gemacht haben und es sogar zu einer Stärke von uns geworden ist. Ich denke die Herbstsaison unterstreicht das mit lediglich 15 Gegentoren auch. Die Mannschaft beherrscht es flexibel während dem Spiel zwischen den Pressinghöhen bzw. -verhalten zu wechseln. Aber auch hier dürfen wir uns keinesfalls ausrasten. Zurzeilt gilt es wieder am Angriffspressing zu feilen. Mit der Entwicklung in der Videoanalyse stellen sich die Gegner immer besser und schneller auf die taktische Ausrichtung ein. Daher müssen wir in Zukunft als Mannschaft immer noch taktisch variabler werden, nur dann bleibst du langfristig ein unangenehmer Gegner. Da wir beinahe jede Position doppelt besetzt haben hilft das unserer Flexibilität als Mannschaft zusätzlich.